Jeder hat ein Päckchen zu tragen

Negativ denken und sich wie ein Häufchen Elend fühlen, ist leicht. Doch positiv Denken und hoffnungsvoll bleiben, ist ganz und gar nicht einfach. Daher versuche ich in diesem Text herauszuarbeiten, was ich alles aus meiner bisherigen Geschichte über psychische Gesundheit lernen kann.

Worauf ich aufmerksam wurde

Durch meine Müdigkeitsanfälle und meine (im Nachhinein erkannten) depressiven Phasen, bin ich auf mein arbeitsorientiertes Verhalten aufmerksam geworden. Ich wollte viel Leistung erbringen, um Anerkennung von meinen Eltern und von den Dozent*innen zu erhalten. Außerdem ist mir klar geworden, dass ich sehr viele Glaubenssätze in mir trage, die mich limitieren und mich an den hohen Maßstäben an mich selbst zerbrechen lassen. Aufmerksamkeit bekam auch das Thema Eltern. Ich lasse mir viel zu schnell ein schlechtes Gewissen einreden, dass ich nicht genug arbeiten, nicht genug Geld verdienen würde und generell eine „komische“ Person sei. Diese vibes und Glaubenssätze waren mir lange nicht bewusst und kamen erst im Rahmen meiner Verhaltenstherapie zum Vorschein.

Wie es mich im positiven Sinne geprägt hat

Das Aufsuchen von Hilfe hat sich positiv auf mein ganzes Leben ausgewirkt. Ich weiß nicht, wo ich stände, hätte ich damals nicht damit begonnen, an mir zu arbeiten.

Für was ich dankbar bin

Demnach bin ich in einem gewissen Maße dankbar für die Müdigkeit und die depressiven Episoden. Sie haben mich zu dem achtsamen und liebevollen Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich renne nicht mehr einer krassen Karriere hinterher, bin befreit von der Erwartung, dass ich eine Führungsposition erreichen muss, um „erfolgreich“ zu sein und bin durch und durch bescheidener als ich es als Teenagerin war. Ich bin dankbar für die Nächstenliebe, die ich in die Welt trage, die Ruhe, die ich erlernt habe und meine Selbstreflexion. Dankbar bin ich auch für den Weg, den ich gegangen bin, denn im Großen und Ganzen gefällt er mir sehr doll. Wenn es so weitergeht, werde ich später nichts bereuen können 😀

Was ich in Zukunft besser machen möchte

Ich möchte nicht besser werden. Ich möchte ich bleiben. Doch ich möchte besser darin werden,

Fazit

Ohne meine psychische Erkrankung hätte ich wahrscheinlich weiter im Hamsterrad leben wollen. Hätte Gefühle durch Arbeiten verdrängt (so, wie meine Mum es tut) und wäre nicht meinen Gefühlen bzw. meinem Herzen gefolgt. Die Krebserkrankungen und die Unglücke, die meine depressiven Phasen wahrscheinlich auslösten, haben mir gezeigt, wie kurz das Leben sein kann. Wie wichtig es ist, jetzt ein schönes Leben zu leben und nicht erst morgen oder gar erst mit dem ersten Tag der Rente! Ich bin dankbar für die Lehren, obwohl sie mich sehr erschlagen haben in der kurzen Zeit. Ich bin so stark und das vergesse ich so oft, wenn es mir schlecht geht. Wenn ich wieder nicht auf mich achte, weil ich im Hamsterrad zu Besuch bin und mich mit Leistungsdruck und Vergleichen selbst schädige. Daher erinnere ich mich hiermit an meine Urkraft, die in mir steckt und mich jeden schwierigen Tag hat meistern lassen.