Hiermit darf ich dir den reflektiertesten Erfahrungsbericht zum Thema Minimalismus präsentieren, den ich je gelesen habe. Teil 1 illustriert die Vorgeschichte und die neue, minimalistische Neuausrichtung einer jungen Frau. Vielleicht erkennst du ja Parallelen zu deinem Leben!
Ich stelle Julia mal vor
📍 Julia ist eine unglaublich tolle Gesprächspartnerin, mit der man über das Leben philosophieren kann, eine engagierte Sportlerin und ein Mensch, den jeder in seinem Freundeskreis haben sollte. Münster ist ihre Fahrradpiste🚲und dort habe ich sie einst kennenlernen dürfen.
Jetzt geht es los!
Hi! Erstmal Props an Juliane, für diesen coolen Blog und die Möglichkeit mich einmal auf andere, intensive Art mit dem Thema des Minimalismus auseinander zu setzen. Dank je wel 😊
Triggerwarnung, wenn du lange Texte nicht magst, dann lies jetzt besser nicht weiter 😉(Bevor du das liest kann ich dich auf jeden Fall schonmal vorwarnen, was Schreiben angeht, bin ich alles andere als minimalistisch😂)
Meine Minimalismus Definition
Er ist so etwas wie ein Kompass, nach dem ich mittlerweile nahezu alle Entscheidungen richte. Dies betrifft zunächst einmal 📚Dinge, wie: Kleidung, Einrichtung, Nutzgegenstände, Medien aber auch Erinnerungen, wie Fotos oder auch Beziehungen und Aktivitäten.
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Ursprünglich kommt das Wort Minimalismus aus der Kunstwelt und bezeichnet eine sehr reduzierte, abstrakte Ausdrucksform. Den Minimalismus, den ich meine, sehe ich als eine Art Lebensphilosophie, die alle Bereiche des Lebens betrifft.
Letztendlich geht es mir darum, meinen persönlichen Sinn im Leben zu erkennen und auch aktiv danach auszurichten, also nur Dinge zu haben, die mir wirklich wichtig sind🔐
Als man den Maler, Dichter, Bildhauer und Denker Michelangelo fragte, wie er seine meisterhaften Bildhauereien erschaffe, erwiderte er sinngemäß (vielleicht nicht ganz so salopp):
„Easy! Ich hau einfach alles weg, was nicht zur Statue gehört.“
Die Dinge, Fotos, Essen, Beziehungen und Aktivitäten sollen zur Essenz meiner selbst werden✨ Alles Überflüssige wird aussortiert. Minimalismus bedeutet für jeden etwas anderes, es gibt nicht den*die Minimalist*in, es ist nicht besser oder schlechter, mehr oder weniger Teile zu besitzen, so wie jeder Mensch individuell ist, so ist auch für jede*n, der Minimalismus für jeden anders 💯
Minimalismus Erfahrungsbericht: Vorher
Zunächst stellt sich vielleicht die Frage, ob ich schon immer so war oder wie ich zu dem Thema gekommen bin? Dazu müssen wir einen Blick in meine 💫Historizität werfen: Vor ungefähr 2 Jahren noch, war ich alles andere als minimalistisch.
Ich war ein Mensch, der 5-Jahrespläne gemacht hat und strikt daraufhin gearbeitet hat. Diese 5-Jahrespläne erstreckten sich vor allem auf beruflichen Erfolg und Anhäufung von Materiellem, denn dies war der Habitus, in dem ich 🌱aufgewachsen bin.
„Schaffe, schaffe, Häusle bauen.“
Ein weitverbreitetes Lebensmotto.
Man lernt die Glaubenssätze der Eltern
Ich komme aus einer 🏡Kleinstadt, in der das Streben nach Pluralität ebenfalls eher klein ist, nach dem Motto: „Das haben wir schon immer so gemacht und das werden wir auch weiter so machen.“ Das kommt dir sicherlin bekannt vor oder?
In meiner Familie wurden Ausbildungen gemacht und früh Geld verdient, von dem Geld wurden sich dann viele Dinge gekauft, die man unbedingt „benötigt“. Man müsse viel Geld verdienen, um sich Sicherheit und Status aufzubauen👆 #Glaubenssätze
Lange habe ich das nicht hinterfragt und zunächst auch viele Jahre mein Leben genau danach ausgerichtet. Um meinen Plan, eine 🏆Führungsposition im unteren Management zu erreichen, habe ich einige Jahre auf Dinge verzichtet, die mir gutgetan hätten, weil ich lernen oder arbeiten musste📢
Das Ergebnis war, dass ich das Ziel bereits nach 4 Jahren erreichte. Aber leider trat kein Erfolgsgefühl ein🔥
Bis das Wasser bis zum Hals steht
Ich habe noch nie so viel gearbeitet, wie zu diesem Zeitpunkt.
Ich habe noch nie so viel Geld verdient, wie zu diesem Zeitpunkt.
Ich habe lange nicht so viel konsumiert, wie zu diesem Zeitpunkt.
Und ich war lange nicht so unglücklich, wie zu diesem Zeitpunkt!
Ich nahm dies nicht sofort wahr. Es war ein schleichender Prozess, wie ein Becken was sich langsam mit Wasser füllt. Man steht wie gelähmt darin und schaut dabei zu, wie es sich immer weiter füllt. Irgendwann stand mir das 🌊Wasser bis zum Hals, Wasser was ich ja vermeintlich unbedingt wollte, jetzt aber kalt und unangenehm wurde.
🚦Plötzlich: ich begriff, dass ich nicht rumstehen muss, ich konnte ja schwimmen! Also verließ ich das Becken, kündigte meinen Job, beendete meine Beziehung und es stellte sich die Frage:
„Was jetzt?“
❌ Nach Jahren zum ersten Mal keinen Plan mehr, auf den ich hinarbeiten konnte, fühlte sich zunächst gleichzeitig unsicher, aber auch irgendwie frei an🍃
Minimalismus Erfahrungsbericht: Nachher
Ich weiß gar nicht mehr wie genau mir der Begriff, des Minimalismus begegnet ist, jedenfalls trat er in mein Leben und ich war total angefixt, holte mir alles an Inhalten, was ich kriegen konnte 📚📚
Bücher, Youtube-Kanäle und Gespräche mit Menschen über diese Thematik. Und ich begann mein Leben auszusortieren. 👉Hier ein ausführlicher Beitrag zu inspirierenden Minimalismus-Vorbildern
Lösung kommt von lösen.
Beruf und Minimalismus🏆
Die erste Veränderung, war die Neuausrichtung meiner beruflichen Laufbahn und so entschied ich mich, nach ein paar Jahren, in denen ich bereits gearbeitet hatte, nun ein 📕Vollzeitstudium zu beginnen, welches für mich sinnvoll ist und in dem meine Interessen und Stärken gut zur Geltung kommen😎
Durch diese berufliche Veränderung änderte sich auch schleichend mein Freundes- und Bekanntenkreis. Ich hatte zuvor sehr wenig Me-Time, war teilweise ununterbrochen unterwegs von Termin zu Termin, was als introvertierte Person, ohne Pausen, einfach gegen meine Natur ist und mir langfristig nicht guttut💡🌼
👉Karrierebibel.de gibt dir eine Übersicht über Handlungsmöglichkeiten
Besitz und Minimalismus 👜
Eigentlich war ich sehr unruhig und bin noch eine ganze Weile vor meinen wirklich wichtigen Themen weggelaufen. Als ich begann, mich intensiv mit meinem materiellen Besitz auseinanderzusetzen, stellten sich plötzlich Fragen, über die ich zuvor nie nachgedacht habe:
Meine Winterjacke, die mich so richtig gut warmhält.
Lieblingskleidungsstück von Julia
- Welche Funktion hat dieser Gegenstand? Brauche ich diese Funktion?
- Was gibt der Gegenstand mir für ein Gefühl?
- Wann habe ich ihn zuletzt benutzt?
- Habe ich mehrere Gegenstände, die diesen Zweck erfüllen? Wenn ja, brauche ich Mehrere?
- Finde ich ihn überhaupt noch schön?
- Warum habe ich ihn damals überhaupt gekauft und bin ich noch dieser Mensch, der ich war zu diesem Zeitpunkt?
- Dient dieser Gegenstand in irgendeiner Form meinem Lebenszweck?
Als ich diese Fragen ehrlich beantwortete, war ich überrascht, wie viele Gegenstände mir ein schlechtes Gefühl gaben.
Dinge, die ich beispielsweise aus Höflichkeit behielt, weil ich sie mal geschenkt bekommen habe. Dinge, an denen ich irgendwie noch festhielt, weil ich Erinnerungen und Menschen damit verbunden habe, die aber schon längst nicht mehr Teil von mir waren. Dinge, die ich entweder noch nie oder ewig nicht mehr benutzt habe.
Dinge, die ich in 20-facher Ausführung hatte. Dinge, die ich überhaupt nicht mehr oder eigentlich noch nie schön fand. Dinge, die ich gekauft habe, um eine Person darzustellen, die ich gerne sein wollte, aber nicht war, um andere zu beeindrucken, die nicht zu mir passten. Dinge, die mal einen Zweck erfüllten, der jetzt aber nicht mehr Teil meines Lebens war.
Kurz: Dinge, die nicht meinem Lebenszweck dienen🚧