Dieser Text ist für wenige Tage verfügbar, da es eine kurze Momentaufnahme ist, die auf diesem Blog langfristig irrelevant ist. Ab geht’s!
Ich bin gerade aus Recklinghausen, meiner Heimatstadt, wiedergekommen. Unzählige Male bin ich diese Strecke gereist. Zug fahren ist für mich Abenteuer und Entschleunigung zugleich, was nicht an der Unberechenbarkeit oder der Verspätung unserer geliebten und privatisierten Deutschen Bahn liegt (ernst gemeint, aber mit einem Hauch von Ironie bedeckt).
Ich steppe aus dem Zug, mit Musik auf den Ohren und schwerem Gepäck auf dem Rücken. Ab in den Bus, aus dem Fenster schauen, aussteigen und zu meiner WG laufen. Jedes Mal, wenn ich nach Hause latsche, bemerke ich, wie sehr ich diese Stadt mag. Meine Gäng ist hier, meine Lieblingsclubs, viele Erinnerungen und unzählige Erkenntnisse – sie alle fanden hier fruchtbaren Boden zum Sprießen, Wachsen und Erblühen.
Heute ist wiedermal so ein Tag, wo ich ganz stark bemerke, wie sehr ich mich entwickelt habe.
Wo stehe ich heute im Gegensatz zu der Juli im ersten Bachelorsemester? Was wusste Juli von damals noch nicht?
- Sie wusste nicht, dass sie hier enge Freundinnen finden wird
- Sie wusste nicht, dass sie by acciedent Veganerin wird und den Kleidertausch für sich entdeckt
- Richard David Precht als Lieblingsautor vergöttert
- bei Wind und Wetter mit absoluter Selbstverständlichkeit aufs Fahrrad steigt
- Sie wusste nicht, dass sie Techno Music lieben lernt
- Sie wusste nicht, dass sie Schwedisch lernen wird
- Sie wusste nicht, dass Schweden als Auswander-Option neben den Niederlanden auftaucht
- Sie wusste nicht, dass es okay ist, nicht immer 100 Prozent geben zu müssen
- Sie wusste nicht, dass sie 5 Mal innerhalb von Münster umziehen würde
- und sie wusste nicht, dass ich die Regelstudienzeit um 2 wertvolle Jahre erweitern würde, um in Schweden, Nederland und Deutschland zu arbeiten und zu leben.
Das und noch viel mehr hätte ich mir damals nicht erträumen können. Das ist toll. Andererseits weiß ich jetzt auch, dass diese Freiheit immer Hand in Hand mit Unsicherheit einhergeht. Ich bin jetzt im Masterstudium und weiß immer noch nicht, wann ich endlich eine Job-Zusage danach erhalten werde – einer meiner größten Ängste. Das lässt mich jetzt, 1,5 Jahre vor meinem Abschluss, schon nicht los. Denke fast täglich daran und kann mich nicht mit „Das wird schon werden, sobald es so weit ist“ beruhigen. Ich arbeite daran und es wird langsam ein bisschen besser:)
Das geht mir durch den Kopf, daher schreibe ich es hier nieder. Kennst du diese Gedanken? Schreibe mir gerne, ich möchte mich mit anderen „Betroffenen“ austauschen.
Ach ja, ob Luxusproblem oder nicht, es ist wies ist.
Winke, winke aus Münster-City
Eure Juli (mittlerweile im 12. Semester XD)