Persönlichen Erfahrung mit undiagnostiziertem ADHS

Persönlichen Erfahrung mit undiagnostiziertem ADHS

Juli reflektiert, wie ADHS unbewusst ihr Leben geprägt hat und wie sie erst mit Ende Zwanzig die Diagnose erhielt.
„Fokus finden“ ist in meinem Wortschatz eine sehr wichtige Kombination von zwei Worten. Ich verwende sie oft. Mein Ganzes Leben dreht sich darum, fokussiert meine täglichen und beruflichen Aufgaben zu erledigen. Das ist bisher gut gegangen. Seit der Kindheit lebte ich mit umdiagnostizierter ADS und verstehe erst jetzt mit Ende Zwanzig, wie glasklar meine Vergangenheit von ADS gezeichnet ist. Unglaublich. Wie konnte ich das alles schaffen. Heute nehme ich Medikamente, eine von verschiedenen Möglichkeiten des Umgangs mit der Neurologischen Diagnose. Meine Mutter hat auch AD(H)S, was sie nicht hat ist eine Diagnose, doch ich weiß, dass sie es auch hat. Wenn auf dieser Welt meine Mutter versteht, dann glaube bin ich das. Unser Leben funktioniert anders, als das Anderer. Wir sind von Null auf Hundert beim richtigen Thema, wir sind beide „zum Himmel hoch jauchzend oder zu Tode betrübt“. Wir sind am liebsten kreativ aktiv und von Natur aus etwas chaotisch. Dagegen anzukämpfen ist wirklich ein „Kampf“. Es raubt Energie. Fokus zu finden fällt nicht leicht, jede Sekunde kann der Fokus zerschlagen werden – eine Fliege fliegt vor unserer Nase durch den Raum und schon folgen wir wie Alice im Wunderland dem „weißen Kannienchen“! Bei mir ist es so. Diese Sprunghaftigkeit anzunehmen und wirklich OKAY damit zu sein, ist nicht leicht für mich. Zum Glück lerne ich mich seitdem ich meine Diagnose habe besser kennen und weiß nach Jahren der Ratlosigkeit und Traumata durch die vielen Todesfälle in meinem Umfeld (durch Krebs), dass ich stark bin. Egal ob mit oder ohne unterstützende Medikamente, kann ich in dieser Gesellschaft irgendwie leben. Egal ob ich manchmal einen Halben Tag Bettruhe zum Auftanken nehme oder lieber Nachmittags bis spät Abends arbeite – Ich finde Fokus. Hier und dort finde ich ihn. Pure Dankbarkeit für den save-space, den ich mir mit meinen teils-eurodiversen sozialen Kontakten aufgebaut habe. In dieser schnellen Welt ist das „einfach mal normal zügig arbeiten“ schon ein Akt des Widerstands.

"Ich mache mir die Welt", wie Pippi Langstrumpf sagte: "wie sie mir gefällt".

Bäm

ADHS. Genau deshalb erscheint mir die Selbstständigkeit die einig beste Art und Weise, um meine Arbeit zu tun. Ich bin so dankbar für den Support von meinem Arthur, meinen Münster-Girls, Elif und meinen Girls hier in den Niederlanden. Ich konnte bisher kaum glauben, dass ich Freunde habe, die mich mögen, genau so wie ich schon all die Jahre war. Also brauchte ich nur meine eigenen Dämonen bekämpfen. Das habe ich jetzt hinter mir (Sommer 2022). Bäm! Und jetzt geht es weiter. Was ein Glück.

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Ich werde Hundert Jahre alt
bisher gelebt: 26%

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